Zu Beginn der Häuptlingszeit (um 1400) existierten in Dornum drei Burgen. 1514 wurden sie während der Sächsischen Fehde von dem Häuptling Hero Omken (1473 - 1522) von Esens zerstört. Er war ein erbitterter Feind des ostfriesischen Grafen Edzards 1. Cirksena (1419 - 1528), mit dem die Dornumer Häuptlinge Hero Mauritz (gest. 1518) und Hicko Mauritz Kankena (gest. 1515) verbündet waren.
21 Jahre später ließ Hicko Kankena als Vorläuferbau des heutigen Schlosses die zerstörte Nordburg aus Backsteinen im Klosterformat und mit Muschelkalkmörtel wiedererrichten, wie eine Steintafel über dem westlichen Innenhofportal verkündet.
Nachdem die Herrschaft (“Herrlichkeit”) in Dornum in den Besitz der Häuptlingsfamilie von Closter übergegangen war, ließ nachweislich seit 1698 Haro Joachim von Closter (1661 - 1728) die Norderburg zu einem Wasserschloss im schlichten Stil des niederländischen Barock ausbauen. Da das Bauwerk nicht mehr der Verteidigung zu dienen hatte, sollte es den Repräsentationswünschen des Herrlichkeitsbesitzers Genüge tun.
Große Fenster wurden in das mächtige Mauerwerk gebrochen und lösten die kleinen Rundbogenfenster ab. Das Gebäude wurde mit Giebeln und Portalen, mit Skulpturen und Wappenschildern der verschiedenen Häuptlingsfamilien geschmückt, der Rittersaal wurde prachtvoll ausgestaltet. In die gleiche Zeit fällt auch die Anlage des Dornumer Schlossparks.
1707 errichtete der Herrlichkeitsbesitzer über der Vorburg das heutige Wahrzeichen Dornums, den 30 m hohen Turm, gekrönt mit einer Welschen Haube. In den beiden Laternenkonstruktionen des schlanken Turmes hängen Glocken, die gegenwärtig jede volle Stunde angeschlagen werden.
Unterhalb der Vorburg erschließt eine mit einem breiten Rundbogen versehene Durchfahrt das Schlossgebäude.
In dem seitlich sich anschließenden südlichen Gebäudetrakt war die herrschaftliche Scheune untergebracht. Heute befindet sich hier die Hausmeisterwohnung und die Turnhalle der Dornumer Haupt- und Realschule, die jetzt im Schloss ein Domizil gefunden hat. In dem gegenüberliegenden Gebäude, das die nördliche Seite des Schlossplatzes begrenzt, war ehemals der Sitz des Rentmeisters. Heute ist es ein Klassentrakt der Haupt- und Realschule mit Chemie-, Werk- und Kunsträumen.
Über dem Rundbogen des Portals loben sich in einer lateinischen Inschrift aus dem Jahre 1706 Haro Joachim von Closter und seine Gemahlin Sophie Luise Charlotte von Dankelmann als Erbauer des Tores.
Ein bekröntes Allianzwappen dieser adeligen Familien ziert das flache Giebeldreieck darüber - eine plastische exzellente Steinmetzarbeit.
Blickfang über dem Gesims ist ein prunkvolles Tympanon (Giebeldreieck), dessen Zentrum überlebensgroß die stolze Göttin Pallas Athene aufnimmt. Sie ist beiderseits begleitet von jeweils zwei in barocker Manier gestalteten Putten und einem Rankenwerk aus Akanthusblättern. In der griechischen Mythologie erscheint Athene sowohl als Friedens-, aber auch als mächtige Kriegsgöttin, und als solche trägt sie auch in Dornum Lanze, Schild und Helm.
Über einen gewölbten Tordurchgang gelangt man in einen quadratischen Innenhof . Nach umstrittenen Quellen soll hier im Innenhof um 1400 der in Dornum herrschende Häuptling Hero Attena und sein Sohn Lütet von der Quaden Foelke, der Witwe des berühmten Häuptlings Occo tom Brook, hingerichtet worden sein. Dieses Ereignis wurde verschiedentlich zum Anlass genommen, um auf dem Schlossgelände nach dramatischen Textvorlagen Freiluftspiele aufzuführen.
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02.07.2010