Wenn du Schlösser in die Luft gebaut hast,
braucht deine Arbeit nicht umsonst zu sein;
dort gehören sie hin.
Und nun gehe daran, die Fundamente unter sie zu bauen.
(H. Thoreau, 1817-1862)
Die Begriffe Schloss und Burg hatten ursprünglich eine ähnliche Bedeutung. Unter dem Schloss war im Mittelalter primär der Türriegel, also das Tür- oder Torschloss zu verstehen, im übertragenen Sinn aber dann auch ein Gebäude, in dem man sich zur Verteidigung einschließen konnte, während man sich in der Burg verbergen konnte.
Heute wird der Begriff der Burg zumeist auf mittelalterliche Wehranlagen angewandt, während das Schloss in der Regel ein unbefestigtes Wohngebäude in adligem Besitz beschreibt. Häufig fehlt jedoch eine klare Abgrenzung von Schloss und Burg.
Burgen und Burgruinen bestimmen oft das Landschaftsbild als Blickpunkt und Augenweide.
Im Mittelalter gab es drei Stände: den Adel, der zu seinen Schutz Burgen baute. Der Bürger war dem landbeherrschenden Burgherrn untertan, während der dritte Stand, der Bauer, Kriegs- und Frondienste leistete.
Obwohl die Burg vor allem militärischen Zwecken diente, löst das Wort heute romantische, gemütsvolle Assoziationen aus: Minnesänger, Burgfräulein, Burgfrieden, Burggraf.
Die Wartburg mit der heiligen Elisabeth, dem Ritter Tannhäuser, dem Sängerstreit als Vorwurf für große Oper, auch Zufluchtsort für den Rebellen Luther, der dort das Tintenfass gegen den Teufel schleuderte. Der Burghof von Jagsthausen als Theaterbühne für den Götz von Berlichingen, einem Raubritter, den Goethe poetisch nobilitiert und durch den schwäbischen Gruß volksnah gemacht hat. Selbst Burgruinen, Opfer von Krieg und Brand, lösen noch die angenehmsten romantischen Gefühle aus.
Burgen dienten vor allem den sogenannten Geschlechtern als Heimstatt. Aber das Leben auf der Burg war alles andere als heimelig. Zugige Fenster ohne Glas, keine sanitären Einrichtungen, schwer heizbar, wenig Kommunikationsmöglichkeiten mit Gleichgesinnten, Standesgenossen, Ärger mit dem Gesinde und den Untertanen, spukende Vorväter, Fehden mit benachbarten Burgherren.
Waren die Burgherren eines langweiligen Friedens oder der ewig gleichen Ehefrau überdrüssig, so zogen sie auf einen Kreuzzug. Häufig brachten sie von diesen mittelalterlichen Vorgängern der Kegelausflüge eine Zweitfrau, eine neue Rebe für den Weinbau oder eine neue Krankheit mit. Bevor sie jedoch auszogen, legten sie ihrer Frau einen Keuschheitsgürtel um, verriegelten das Schloss, gaben den Schlüssel dem besten Freund zur Aufbewahrung. Dieser kam dann nach zwei Tagen in sausenden Galopp nachgehetzt und meldete atemlos: "Ritter Dankwart, Ihr habt den falschen Schlüssel hinterlassen".
So war das Leben auf der Burg voller Geschichten und Abenteuer.
Im Lauf der Geschichte arteten die provinziellen Fehden der Burgherren zu Feldzügen, die Feldzüge zu Kriegen aus. Die Burg, die nur wenigen Leuten Schutz bot und nur den Angriff kleinerer Haufen ausgesetzt war, konnte den Kriegsheeren nicht standhalten. Sie verwandelte sich, zunächst ohne ihren beherrschenden erhöhten Standpunkt aufzugeben, in ein komfortableres Schloss.
Ursprünglich wurde dieses Wort auf jeden Gegenstand angewendet, der den Zweck hatte, eine Öffnung zu verschließen, vom Keuschheitsgürtel bis zu dem, was darunter liegt, wenn man Uhland glauben darf:
"Schön Jungfräulein, hüte dich fein!
Heut Nacht wird dein Schlösslein gefährdet sein".
Man verstand darunter weniger eine militärische Anlage oder eine befestigte Burg. Der Glanz des Baus trat mehr in den Vordergrund, Schloss nannte man einen reichen
Herrensitz.
Das Wasserschloss war zugleich Festung und Repräsentationsgebäude, Zunächst diente das Wasser, das den Schlossgraben füllte, als zusätzliches Hindernis für feindlichen Ansturm, mit der Zeit aber hatte es nur noch dekorative Bedeutung, diente es wie im Schloss-teich und im Schlossbrunnen zur Zier.
Zwar zogen sich Lustschlösser, Jagdschlösser und Wasserschlösser noch in die Einsamkeit zurück und boten die Möglichkeit, feudales Leben auf dem Land zu zelebrieren. Mehr und mehr aber weitete sich das Schloss zur Residenz aus, bestimmte das Stadtbild. Ganze Städte wie Karlsruhe oder Ludwigsburg wurden vom Schloss als Zentralpunkt aus angelegt, um den sich Häuser in rahmenden Quadraten oder in Fächerform zu ordnen hatten.
Das Schloss glich sich nicht mehr der Landschaft an. Der Architekt bestimmte die Landschaft, den Schlosspark, Schlossteich, Schlossplatz, Schlossstraße, Schlosskirche und Schlosstheater einbezog.
Quelle Buch "Romantik in Deutschland"
Text: Thaddäus Troll