Der Klosterhof
Reste der ehemaligen Umfassungsmauer markieren auch heute noch die Stelle, an der um 1285 Dominikanerinnen ein Kloster gründeten.
Ab 1476 lebten hier – nach der Renovierung – Prämonstratenserinnen.
1525 wurde im Bauernkrieg das Kloster geplündert.
Im Zuge der Reformation nach 1534 wurde das Kloster unter die Verwaltung des württembergischen Herzogs Ulrich V. gestellt und als landwirtschaftliches Gut weitergeführt.
1543 verließen die letzten Nonnen das Kloster.
Die Kirche wurde 1807 bis auf die Wand und die Fenster der Südseite abgerissen. 1872 in Privathände verkauft, erfuhr das Klosterareal verschiedene Umgestaltungen.
Das Gebäude wurde 1923 mit den historischen Steinen des alten Klosters an gleicher Stelle wiederaufgebaut und diente bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Turnhalle, Versammlungsraum und Lagerschuppen.
Von 1949 bis 1976 als Kirche der katholischen Gemeinde Lauffens genutzt, wurde 1984 das Museum der Stadt eingerichtet.
Reste des klösterlichen Kreuzgangs sind in eine Mauer am Straßenrand integriert.
Das Lapidarium im Klosterhof.
Die Marksteine, die zumeist aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammen, dienten dazu, die Grenzen zwischen zwei Orten zu markieren.
Hier stehen 13 Marksteine, vier davon sind kleinere Flurgrenzsteine, die einzelne Rechtsbezirke (z. B. Herrschaft-, Kloster- und Kirchenbesitz) von anderen trennten. Auf den Seiten der Marksteine sind die „Fleckenzeichen“ (Botenmännle für Lauffen, Leiter für Lauffen-Dorf, Haus für Hausen und Kirche für Kirchheim) eingemeißelt, immer in Richtung der jeweiligen Markung. Die Rinne oben auf den Steinen zeigte den Grenzverlauf an.
Durch die Flurbereinigung sind viele Marksteine verloren gegangen.
Das Sühnekreuz mit eingemeißelten „Laibschießer“ gibt Zeugnis eines folgenschweren Streites. Angeblich haben sich zwei Frauen beim Backen der Kirchweihkuchen gegenseitig mit einem „Backschießer“ erschlagen.
Das Kreuz wurde 2005 beim Abbruch der Wengertmauer von Karl Schäffer gesichert. Er spendete auch die Steinsanierung, die notwendig war, um das Kreuz im Klosterhof aufzustellen.
Hölderlin-Denkmal
Im Garten des Klosterhofs befindet sich eine Gedenkstätte für den Dichter Friedrich Hölderlin. Er wurde im März 1770 in Laufen geboren und verbrachte hier bis 1774 seine frühen Kindheitsstage. Der Großvater und Vater des Dichters waren von 1730 bis 1772 Klosterverwalter.
Das Herzstück des Denkmals ist ein bronziertes Zinkrelief mit Hölderlins Büste. Das Relief zierte ab 1873 den Eingang des Amtshauses des Klosterhofmeisters, das al Geburtshaus Hölderlins galt. Das Haus wurde 1918 abgerissen, das Relief in die damals errichtete Gedenkstätte integriert und mit viel Zeilen aus dem Gedicht „Der Wanderer“ ergänzt.
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kelly (Freitag, 12 April 2024)
Es gibt in Lauffen viel zu entdecken, sehr hat mir der erhaltene klösterliche Kreuzgang gefallen.
Die alten Richtungsweiser sind zumeist verloren, hier ist mir kein derartiger Stein bekannt, ich sollte mehr mit deinem Bewusstsein und Blick unterwegs sein...
LG Kelly
Morgentau (Freitag, 12 April 2024 11:58)
Prämonstratenserinnen ... wow, davon hab ich noch nie gehört, liebe Traudi.
Überhaupt, wenn man mal etwas tiefer in die Vergangenheit geht, kann man sich so manches gar nicht vorstellen.
Du hast dir wirklich viel Mühe gemacht mit dem Bericht. Mit diesem Wissen würde man so einen Ort und die verbliebenen Relikte ganz anders betrachten.
Liebe Grüße
Andrea
Elke (Freitag, 12 April 2024 21:47)
Liebe Traudi,
deine Fotoberichte über ausgesprochen interessante Orte, an die ich wahrscheinlich nie kommen werde, lese ich wirklich gerne. Dieser erhaltene Kreuzgang ist toll, wirkt nur trotzdem etwas merkwürdig mit den modernen Gebäuden dahinter.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße – Elke
Helga (Samstag, 13 April 2024 16:43)
Liebe Traudi, ich war schon länger nicht in Laufen,da hast du viele alte, sehenswürdige Relikte fotografiert und die Geschichten dazu sehr gut beschrieben.Besonders haben es mir die alten Sandsteine angetan, damals haben die Steinmetze noch von Hand alles in den Sandstein eingemeißelt.
Habe heute einen Auftrag für eine Grabsteinbeschriftung erhalten, die mache ich genau so wie damals. Mal sehen wie weit meine alten Hände das noch schaffen.
Ein schönes Wochenende wünscht dir
Helga
Brigitte (Sonntag, 14 April 2024 02:06)
Liebe Traudi,
hier bin ich vor kurzem vorbei gefahren, dachte an Dich und dass Du diesen schönen Teil von Lauffen sicher auch zeigst. Gefällt mir sehr Deine Serie über Lauffen.
Liebe Grüße Brigitte
Fraukografie (Donnerstag, 18 April 2024 14:22)
Vielen Dank, dass du uns mit auf die Tour durch Lauffen mitgenommen hast.
Lauffen ... du zeigst mir immer wieder Orte von denen ich noch nie gehört habe :-)
Ein schönes Fleckchen Erde wie mir scheint.
Den Gasthof Sonne finde ich toll und auch das orange teils krumme Haus hat seinen Charme. :-)
LG Frauke