Über 70 historische Gebäude sind im Hohenlohischen Freilandmuseum Wackershofen (bei Schwäbisch Hall) zu sehen.
Nachdem sie vom ursprünglichen Ort abgetragen wurden, hat man sie hier wieder originalgetreu aufgebaut.
Das Museum wurde im Jahre 1983 gegründet und ist stetig gewachsen. Es werden verschiedene Themen wie bäuerliches Leben und Handwerk vermittelt und bilden fast 500 Jahre Geschichte ab.
Jedes Gebäude hat ihre eigene Geschichte. Ich will versuchen, einige davon vorzustellen.
Das Schultheiß-Anwesen
Der Schultheiß Johann Martin Kühner erbaute dieses Wohnhaus im Jahre 1247.
Es blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz.
Über der Tür findet man die Initialen JMK und das Kreuzsymbol des Deutschritterordens.
Das nächste Bild zeigt die Rückseite des Hauses mit dem Abort außerhalb des Gebäudes.
Das Ausdinghaus, erbaut 1856
Wenn es die finanziellen Verhältnisse zuließen, zogen die alten Bauern nach der Übergabe des Bauernhofs an die junge Generation in ein kleines „Ausdinghaus“. Dass Jung und Alt zusammen arbeiteten und lebten, war für beide Seiten zwar vorteilhaft, aber oft auch schwierig.
Wie Nachfahren der Erbauer des Hauses berichteten, geschahen hier einige rätselhafte Dinge. Tiere und Menschen wurden von seltsamen Krankheiten befallen.
Das Mühlengebäude
Es stand ursprünglich in Weipertshofen.
Gut 300 Jahre lang besaßen Mitglieder der Familie Laun die wasserbetriebene Getreide- und Sägemühle.
Immer wieder waren die Müllerfamilien in einer schlechten wirtschaftlichen Lage, weil der Bach, der das hölzerne Wasserrad antrieb, selten genug Wasser führte.
Beide Mühlen wurden vom Wasser des Reiglersbachs angetrieben, jeweils über ein großes Wasserrad. Seit 2010 sind die Gebäude dieses Ensembles im Freilandmuseum zu besichtigen, seit 2015 ist auch die historische Mühlentechnik wieder betriebsfähig.
Aufwändige Arbeiten waren dazu erforderlich: Es mussten ein Teich angelegt und eine Wasserführung zu und von den Wasserrädern geschaffen werden.
Im Weinbauernhaus betrieb die Familie Bort, die seit 1794 hier lebte, eine Besenwirtschaft, in der sie die eigenen Weine anbot.
In der Zeit des „Besens“ wurden Schlaf- und Wohnzimmer ausgeräumt und zur Wirtschaft umfunktioniert.
Das Winzerhaus stammt noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648).
Als einfaches Bauernhaus errichtet, erlebte es während der Jahrhunderte viele Umbauten und Veränderungen.
Das Bauernhaus aus Zeisenhausen wurde 1550 erbaut.
Es ist ein Wohn- und Stall-Haus. Der gemauerte Stall im Erdgeschoss und die Wohnräume im ersten Stock zeigen die typische zweistöckige Bauweise der Bauernhäuser in der Region Hohenlohe-Franken.
Seit 1622 wurde es durchgängig von einer Familie, den Ehrlers, bewohnt. Der größte Raum des Hauses ist die Wohnstube; es war der einzige heizbare Raum des Hauses.
Der Bahnhof
Seit nunmehr 31 Jahren ist der 1892 in Kupferzell erbaute Bahnhof Teil des Freilandmuseums.
Er zählt zu den interessantesten Gebäuden in Wackershofen.
Ursprünglich an der Nebenbahnstrecke Waldenburg–Künzelsau erbaut, war er der erste Bahnhof dieser Art im Königreich Württemberg.
Das Armenhaus aus Hößlinsülz war nach seiner Umsetzung 1987/88 das erste Gebäude im Museum,
in dem das Leben der untersten Bevölkerungsschichten gezeigt werden konnte.
"Gegen vieles ist ein Kraut gewachsen“, lautet eine alte Weisheit. Demzufolge spielten Kräuter im Garten und die Verwendung von Kräutern aus der Natur in früheren Zeiten eine bedeutende Rolle.
Vor Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 1883 konnten sich die wenigsten Menschen ärztliche Hilfe leisten, das Wissen um die heilenden Kräfte der verschiedensten Kräuter war stets gefragt. Aber auch Gewürz- und Duftkräuter hatten in vielen Bauerngärten Platz.
Ein wenig Anstieg muss man in Kauf nehmen, wenn es zur Gebäudegruppe „Waldberge“ geht, aber eine herrliche Aussicht ist die Belohnung für die Mühe.
Auf folgenden Fotos sehen wir den 1585 erbauten Käshof. Im Winter 1944/45 haben sich dort dramatische Ereignisse zugetragen, bei denen es um Leben und Tod
ging.
Den Auftakt für die Gebäudegruppe „Waldberge“ bildete die 1990/91 translozierte Kapelle aus Stöcken. Die Andachtskapelle wurde 1834 erbaut.
Um die Kapelle zu erhalten, wurde sie ohne das Dach in einem Stück ins Museum versetzt.
So, jetzt ist doch einiges zusammengekommen.
Das nächste Mal zeige ich, wie es in diesen Gebäuden innen aussieht und wie diese Leute früher gehaust haben.
Ihr dürft gespannt sein.
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Elke (Mainzauber) (Sonntag, 25 Juni 2023 13:18)
Toll! Das erinnert mich natürlich sehr stark an unseren Hessenpark in Neu-Anspach im Taunus. Ich weiß nicht genau, wann es mit dem Hessenpark losging, aber das muss bereits in den 1970er Jahren gewesen sein. Als ich 79/80 in der Nähe gearbeitet habe, war er noch in seinen Anfängen und man konnte ihn kostenlos besuchen. Inzwischen ist das ein riesiges Areal und es kommen immer noch neue Gebäude dazu.
Liebe Grüße – Elke
Harald (Sonntag, 25 Juni 2023 17:44)
Liebe Traudi,
ein interessanter Beitrag. Es ist schön, wenn man auf diese Weise anschaulich sehen kann, wie unsere Vorfahren gewohnt und gelebt haben. Im Schwarzwald gibt es das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Leider ist es dort immer sehr voll (überlaufen) und in Ruhe anschauen ist fast unmöglich. In Illerbeuren (Allgäu) gibt es auch ein schönes Freilichtmuseum.
Ich bin gespannt wie es bei dir weitergeht.
Liebe Grüße
Harald
czoczo (Montag, 26 Juni 2023 03:30)
Fantastische Location ...
Ich liebe solche Freilichtmuseen zu besuchen ... so bekommt man die Geschichte der region pur.
Aber um alles zu sehen und Erleben muss man sich Zeit nehmen und manchmal erst bei den Zweiten mall wird man fündig :-)
Toll
Liebe Grüße czoczo
Helga (Montag, 26 Juni 2023 12:27)
Oh ja, da werden Erinnerungen wach. Sowohl an meine Kindheit wie auch an die Besuche im Freilichtmuseum Wackershofen und den mittelalerlichen Markt dort. Danke liebe Traudi.
Hab eine gute neue Woche,
Gruß Helga
Brigitte (Dienstag, 27 Juni 2023 22:53)
Liebe Traudi,
jetzt bereitest Du mir eine große Freude! Schon lange steht das Freilichtmuseum auf meiner will-sehen-Liste. Herzlichen Dank für's zeigen.
Liebe Grüße Brigitte
Fraukografie (Freitag, 30 Juni 2023 11:07)
Huhu liebe Traudi,
diese alten Gebäude haben alle so viel mehr Charme als der heutige Baustil. ♥
Danke, dass du uns mit dorthin genommen hast.
Wir haben auch ein Freilichtmuseum in der nahen Eifel. Ich war schon lange nicht mehr da. Aber wenn ich deine Bilder so betrachte, denke ich, ich müsste auf jeden Fall nochmal hin.
Hab ein schönes Wochenende.
LG Frauke
Träumerle Kerstin (Freitag, 07 Juli 2023 17:34)
Herrlich! Wieder genau mein Ding. Da kann man den ganzen Tag zubringen. Und dann noch so ein großes Areal. Echt toll.
Wir haben bei uns auch ein Armenhaus, ich arbeite zwei Häuser weiter und habe es noch nie da hinein geschafft. Ist nur ganz selten mal offen oder man meldet sich an beim Küster, der sich darum kümmert.
Liebe Grüße von Kerstin.