Der Naturpark Steinwald ist eingebettet zwischen Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald.
Dieses Landschaftsbild ist geprägt von Nadelbäumen und Mischbestand, ebenso von vom Wind und Wetter bizarr geformten Felsgruppen.
Ich bin in dieser Gegend aufgewachsen und ich erinnere mich gerne, wie ich mit meinen Großeltern im Wald Heidelbeeren (es gab jede Menge davon), Pilze und andere Waldbeeren gesammelt habe. Und auch an die schönen Waldspaziergänge.
Natürlich gibt es auch Sagen aus dem Steinwald:
Sage 1
Im Steinwald lebt noch ein König aus alter Zeit, der mit seinem Heer zurückkehren und die Macht wieder an sich reißen wird. Er sitzt in einer tiefen Höhle auf einem Stuhl vor einem steinernen Tisch. Zweimal ist sein langer Bart bereits um diesen Tisch gewunden. Wenn er zum dritten Mal herumgewachsen ist, so berichtet die Überlieferung, dann ist der große Tag des Herrschens gekommen, dann bricht er mit seinem Heer aus dem Berg hervor und wird das ganze Gebiet unterwerfen.
Bei sich hat der König, der oft mit Wotan in Verbindung gebracht wird, zwei scharfe Hunde und einen Knappen. Einer der Hunde liegt dem Herrn zu Füßen, der andere hält vor der Türe Wache. Der Knappe versorgt seinen Herrn unermüdlich mit Wein aus einem Fass, das genau an dem Tag leer wird, an dem die große Schlacht stattfindet.
Auf dem Weinfass sitzt ein Vogel. Immer wenn der Bart des Königs einmal um den Tisch gewachsen ist, verlässt der Vogel die Höhle, fliegt um den Steinwald und erstattet seinem Herrn Meldung, was er draußen so alles gesehen hat.
Das große Heer des Königs ist auch im Berg. Es bereitet sich auf die große Schlacht vor. Immer wenn ein rechtes Donnerwetter den Steinwald erbeben lässt, dann üben die Soldaten für den bevorstehenden Kampf.
Sage 2:
In einer Höhle im Steinwald herrschte einst ein Drache mit zwei Köpfen. Das Ungeheuer versetzte nicht nur die ganze Steinwaldregion, sondern auch angrenzende Flusstäler in Angst und Schrecken.
Bei einem seiner Ausflüge raubte es einem Ritter im Fichtelnaabtal die Tochter. Ihr Name war Hildegunde. Der Vater war so verzweifelt, dass er die Hälfte seines Vermögens dem versprach, der seine Tochter aus den Klauen des Drachen befreie. Prompt meldete sich ein Ritter, der für seine Tapferkeit und Mut weit und breit bekannt war. Bewaffnet näherte er sich der Drachenhöhle. Doch das Ungeheuer machte kurzen Prozess mit dem Ritter. Es riss ihm die Rüstung vom Leibe und zerquetschte ihn zwischen den Felsen. Genauso ging es einem zweiten und dritten Ritter, welche Hildegunde befreien wollten.
Eines Tages kam ein Schlossergeselle in den Steinwald, der vom Drachen und der Belohnung gehört hatte. Mit einem Schwert zog er los, um das Burgfräulein zu retten. Der Drache sah den kaum bewaffneten Mann und dachte, dass er leichtes Spiel hätte. Er stürzte sich auf den Gesellen und wollte ihn wie die Ritter vor ihm zermalmen. Doch der Schlosser hatte eine Tarnkappe dabei. Kurz bevor der Drache ihn erreichte, machte er sich unsichtbar und sprang zur Seite. Mit voller Wucht knallte das Ungeheuer an einen Felsen und blieb wie betäubt liegen. Da stieß ihm der junge Mann schnell das Schwert weit in den Rachen. Blind vor Wut und Schmerzen spuckte der Drache Feuer und Qualm. Doch er verfehlte seinen Gegner erneut, so dass er dem Drachen nun beide Köpfe abschlagen konnte. Der ganze Steinwald bebte, als der Drache tot zu Boden stürzte.
Der Schlossergeselle befreite Hildegunde aus der Höhle und brachte sie zurück zu ihrem Vater. Der wollte Wort halten und ihm die Hälfte seines Vermögens geben. Doch der Schlosser nahm nur einen Teil davon an. Er ließ sich in der Gegend nieder und richtete eine Werkstatt ein. Was er anpackte, wurde zum Erfolg, so dass er rasch ein angesehener und wohlhabender Bürger in der Region war, bis er eines Tages spurlos bei Nacht und Nebel verschwand.
Nun, ganz ehrlich, vom Ende bin ich ein wenig enttäuscht. Geht es euch nicht auch so, dachtet ihr nicht auch, dass er die Hildegund zur Frau bekommt?
Und dann verschwindet dieser Mann einfach?
Naja, es ist ja nur eine Sage.
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Elke (Mainzauber) (Sonntag, 04 September 2022 21:31)
Stimmt, der Schluss der zweiten Sage ist schon etwas merkwürdig. Aber davon mal ganz abgesehen, ähneln sich die alten Sagen ja doch sehr. Man denkt beim Lesen an Barbarossa, man denkt an Siegfried und den Drachen. Jedenfalls ging es mir so. Vielen Dank fürs Erzählen.
Herzliche Grüße – Elke
Träumerle Kerstin (Dienstag, 06 September 2022 19:38)
Die zweite Sage gefällt mir besser. Aber das Ende eben nicht. Na ja, wer weiß wie das Fräulein aussah? :-)
Danke für diese Geschichten.
Fraukografie (Donnerstag, 08 September 2022 14:34)
Die zweite Sage hat tatsächlich ein abruptes Ende, was man so nicht erwartet hätte. Ist aber mal was anderes. :-)
LG Frauke