Das schöne Wetter lockte uns aus dem Haus. Auf der Fahrt nach Crailsheim kamen wir durch Obersontheim, wo das 1541 erbaute Schloss steht. Im Jahr 2016 war ich schon mal hier. Am Schloss sind massive Renovierungen erforderlich, der Putz bröckelt überall herunter. Ein paar ergänzende Fotos habe ich zu meinem Bericht von damals hinzugefügt.
In Crailsheim angekommen, parkten wir auf dem großen Festplatz. Von hier aus konnten wir zu unseren beiden Zielen zu Fuß gehen. Die Ziele waren der Jüdischen Friedhof der am Stadtrand liegt und der Ehrenfriedhof in der Nähe des Parkplatzes. Hierüber werde ich aber erst viel später, vermutlich erst im November berichten, das Thema passt dann besser in diese Jahreszeit.
Heute zeige ich einige markante Gebäude, an denen wir vorbeigekommen sind. >>>
Der Diebsturm gilt in seinem unteren Teil als ältestes Bauwerk der Stadt. Das Mauerwerk stammt aus staufischer Zeit (12./13. Jh.). Er war ursprünglich wohl Bergfried einer früheren Wasserburg, später der Stadt vorgelagerter Wehr- und Wachturm. Als Diebsturm wurde er erst im Zuge der Stadterweiterung der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die Stadtbefestigung eingezogen.
Das 34 m hohe Bauwerk hatte nicht nur eine militärische Funktion, sondern diente im unteren Teil auch als Gefängnis (Verlies mit Mauerstärke von 2,30 m). So saßen in den Jahren um 1600 bei Hexenprozessen nachweislich auch zwei der Hexerei beschuldigte Frauen hier ein.
Der Diebsturm wurde nach der Kriegszerstörung 1945 zunächst provisorisch wieder aufgebaut und in den Jahren 1990/91 wieder zugänglich gemacht. Der anschließende Wehrgang war bereits einige Jahre zuvor auf einer Länge von ca. 30 Metern rekonstruiert worden.
Quelle: Infoschild am Diebsturm
Der Zeughausturm
Ab dem Jahr 1400 wurde Crailsheim von den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zu einer Grenzbastion ausgebaut. Dazu erhielt die Stadt eine über 1.100 m lange massive Stadtmauer mit Zwinger und Graben. Drei befestigte Stadttore sowie ein Dutzend Mauertürme dienten der Verteidigung der Stadt.
Einer der wenigen erhalten Mauertürme ist der Zeughausturm. Seinen Namen erhielt der Turm an der Westmauer der Stadtbefestigung von dem dahinter liegenden Zeughaus oder „Bauhaus“, dem Aufbewahrungsort für das städtische Kriegsgerät.
Mit der fortwährenden Weiterentwicklung der Waffentechnik verloren die alten Befestigungsanlagen im Laufe der Zeit ihre militärische Bedeutung. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Crailsheimer Stadtgräben verkauft und in Gärten umgewandelt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgt der Abriss der Stadttore. Damit wurde auch die Voraussetzung für die Anlage neuer Baugebiete um den alten Stadtkern geschaffen.
Quelle: Infoschild am Zeughausturm
Das Rathaus.
Der mächtige Rathaus- oder Stadtturm ist mit über 57 Meter Höhe der höchste Turm Crailsheims. Er ist das Wahrzeichen der Stadt. In seiner heutigen Form geht der Turm auf einen Bau des markgräflichen Obrist-Baumeisters Karl Friedrich von Zocha aus den Jahren 1717/18 zurück. Die früher vertretene Annahme, der Bau des Turmes sei aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Reformation erfolgt (1517 Thesenanschlag Luthers), lässt sich quellenmäßig nicht belegen.
Beim Luftangriff am 23. Februar 1945 wurde der Turm zerstört, ein 13-jähriger als Luftbeobachter eingesetzter Junge kam dabei ums Leben. Nach dem Krieg wurde der Rathausturm zunächst in provisorischer Form – noch ohne Turmspitze – wiedererrichtet. Erst 1979 erhielt er, initiiert durch eine private Stiftung, mit dem Aufsetzen der Turmspitze sein historisches Aussehen zurück.
Quelle: Infoschild am Rathaus
Die Liebfrauenkapelle ist gleich neben dem Rathaus gelegen. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderets erbaut. 1474 wurde dann der Turm angebaut und im Jahre 1727 durch den Aufsatz des achteckigen Obergeschosses auf die heutige Höhe von 42 Metern hochgebracht. Im 2. Weltkrieg wurde sie zerstört und 1950 wieder aufgebaut.
Leider war die Kirche verschlossen. Da gäbe es noch viel zu sehen, vor allem die im Jahr 1393 errichteten Altäre.
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Ocean (Dienstag, 19 April 2022 19:08)
Guten Abend, liebe Traudi,
was für ein interessanter und toll recherchierter Bericht über Crailsheim - und sehr schöne Fotos! Letzten Sommer sind wir während einer Tour auch durch die Stadt gefahren, haben aber nur kurz gehalten und den Zeughausturm angeschaut.
Begeistert bin ich auch von deinen Fotos von dem Storchennest.
Traurig, die Geschichte von dem 13jährigen Jungen... ein Beispiel, wie furchtbar Kriege sind.
Liebe Abendgrüße,
Ocean
Elke (Mainzauber) (Dienstag, 19 April 2022 19:28)
Liebe Traudi,
als SchlossSpross machst du deinem Namen wieder alle Ehre. Aber ich mag auch die Storchenbilder richtig gern.
Herzliche Grüße - Elke
Morgentau (Mittwoch, 20 April 2022 07:28)
Diese Gegend haben wir immer auf dem Weg zu meinen Eltern erforscht, da es auf der Strecke lag. Deine Fotos wecken schöne Erinnerungen.
Ich mag die Gärten in den ehemaligen Stadtgräben. Das findet man auch in anderen Städten, die sich ihr mittelalterlisches Flair bewahren konnten.
Schön finde ich auch, dass nach dem Krieg vieles wieder aufgebaut wurde.
Erst neulich dachte ich aus aktuellem Anlass, wie viele solcher wunderbarer Städte wir eigentlich noch hätten, wären sie damals nicht zerstört worden.
Hab einen schönen Tag, liebe Traudi,
ganz liebe Grüße,
Andrea
Kelly (Mittwoch, 20 April 2022 08:15)
Hach - da seid ihr voll im Vorteil, alte Burgen und Schlösser sind hier selten.
So ein restaurierter Wehrgang würde mich interessieren, alte Gemäuer und Anlagen sowieso, gerne lese ich historische Bücher.
LG Kelly
Traude Rostrose (Donnerstag, 21 April 2022 17:33)
Liebe Traudi,
das sind sehenswerte Türme mit interessanten Hintergrundgeschichten - auch wenn ich es sehr traurig finde, dass im Diebsturm "Hexen" eingesperrt waren und dass bei der Zerstörung des Stadtturmes ein 13-jähriger Junge ums Leben kam. Über die Störche auf dem Rathaus freue ich mich hingegen sehr!
Herzliche Rostrosengrüße und danke für deine Ostergrüße,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2022/04/italien-reisebericht-zwei-relaxtage-und.html
Harald (Samstag, 23 April 2022 16:48)
Hallo Traudi,
ich finde es schade, dass solche alten Bauten neuen Platz machen müssen. Wenigstens ein paar Gebäude wurden wieder hergestellt. Klar fangen manche mit der Zeit zu bröckeln an aber das ist bei Brücken und Betonbauten genauso und das obwohl sind nicht so alt sind.
Liebe Grüße
Harald
Brigitte (Montag, 20 November 2023 22:11)
Liebe Traudi,
ein sehr interessanter Bericht, besonders die Infos zu den Türmen. Ich sehe Crailsheim ist weitere Besuche wert.
Liebe Grüße Brigitte