Mitten im Biosphären-Gebiet, unterhalb der Burg Teck liegt das Städtchen Owen.
Der Name des Ortes ist in der Aussprache für machene etwas kompliziert: Man sagt auf gut schwäbisch "Aua".
Bei schönem Wetter war ich gestern dort und habe ein paar Fotos mitgebracht:
Durch den Ort fließt die Lauter, deshalb gibt es hier auch einige Brücken. Fast alle waren früher aus Holz gefertigt, das Hochwasser spülte sie jedoch immer wieder fort.
Ich zeige hier die Breßmerbrücke, die 1818 als steinerne Brücke errichtet wurde.
An der alten Friedhofsmauer ist ein Steinkreuz eingemauert.
Es stammt aus dem Jahr 1722 und erinnert an einen Totschlag in Owen, über den im Sterberegister folgendes zu lesen ist:
"Am 11. Dezember wurde beerdigt Johann Jacob, Johann Jacob Kerners, Bürgers und Bauersmanns allhier Sohn, welcher nächtlicherweil durch einen unglücklichen Straich entleibet worden, seines Alters 17 Jahr 3 Monate."
Im Mittelalter war ein Totschläger verpflichtet, ein steinernes Kreuz (Sühnekreuz) in der Nähe des Tatorts als Sühne zu errichten. Als im Laufe des 16. Jahrhunderts an Stelle privatrechtlicher Sühne die staatlilche Strafverfolgung trat, lebte dieser mittelalterliche Brauch dennoch weiter. Auch in den folgenden Jahrhunderten wurden deshalb weiterhin Steinkreuze als Erinnerungszeichen an plötzliche Todesfälle aufgestellt.
(Quelle: Infotafel am Steinkreuz)
Im nächsten Beitrag machen wir eine Zeitreise und beamen uns 17 Millionen Jahre zurück.
Ihr dürft gespannt sein.
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Morgentau (Donnerstag, 13 Januar 2022 11:50)
Durchgefahren sind wir schon oft durch diesen Ort, aber noch nie haben wir Halt gemacht. Das bedauere ich so manchesmal, wenn ich das Gefühl habe, hier könnte es interessant sein.
Bin schon gespannt, was du aus diesen Urzeiten hervorgekramt hast, liebe Traudi!
Liebe Grüße,
Andrea
Gudrun (Donnerstag, 13 Januar 2022 14:19)
Du berichtest ja wieder Interessantes, liebe Traudi. Den Brauch mit dem Sühnekreuz kannte ich noch nicht, kann also wieder etwas mitnehmen von deinem Blog. Danke.
Und nun hast du mich auch noch neugierig gemacht! Ich bin sehr gespannt auf deinen nächsten Beitrag.
Elke (Mainzauber) (Donnerstag, 13 Januar 2022 17:42)
Liebe Traudi,
Owen ist ja irgendwie auch ein merkwürdiger Ortsname, den ich versucht wäre, englisch oder gälisch auszusprechen. Davon wäre "Aua" nicht sehr weit entfernt ;-) Die Lauter ist heftig kanalisiert. Kein Wunder, dass es da zu Hochwasser kommt, das auch Brücken mitreißt. Sehr schade für ein Biosphärenreservat. Vielleicht wird das eines Tages ja wieder verändert.
Herzliche Grüße – Elke
Kelly (Freitag, 14 Januar 2022 07:32)
Sehr, sehr weit von uns entfernt sind deine Attraktionen.
Die Ortsbezeichnung ist ungewöhnlich, Sühnekreuze waren mir ebenfalls unbekannt.
Liebe Traudi,
forsche und fotografiere fröhlich weiter...
Ocean (Freitag, 14 Januar 2022 15:34)
Liebe Traudi,
herrliche Fotos zeigst du hier :) das macht gleich Lust auf einen (von uns aus etwas weiteren) Ausflug in diese Gegend. Owen ist ja nicht weit von der Burgruine Reußenstein entfernt, die wir schon öfters besucht haben - ich hatte da glaube ich auch schon einen Blogeintrag geschrieben in der Vergangenheit.
Interessant auch die Sühnekreuze ... glaube, es hat auch hier in der Gegend eins, muss mal schauen gehen, ob das Kreuz ein Sühnekreuz war, oder nur zum Gedenken an einen Todesfall errichtet wurde.
An deinen tollen Beitrag über die alten Grenzsteine kann ich mich noch gut erinnern :)
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für dich,
Ocean
Träumerle Kerstin (Samstag, 15 Januar 2022 16:04)
Hach je, eine tragische Geschichte. Mit 17 jahren durch einen Streich ums Leben gekommen. So was rührt einen auch nach so langer Zeit noch immer.
Liebe Grüße von Kerstin.