Am Ortsrand von Reichenbach, an einem abgelegenen Ort, an dem niemand zufällig vorbeikommt, liegen die Gebeine von 28 Menschen.
Es waren Zwangsarbeiter und ihre Kinder, die meist kurz nach der Geburt gestorben sind. Würdevolles Verweilen hält sich hier beim Verkehrslärm der B10 und den Blick auf einen Lagerplatz sehr in Grenzen. Deswegen hält man die Lage des Friedhofs für nicht besonders pietätvoll.
In die Grabsteine sind Namen, Geburts- und Sterbedatum der einzelnen Personen eingraviert. Manche sind allerdings verwittert und unleserlich.
Ich lese die Inschriften, sie machen mich traurig:
Anetta Dobronova, 1943-1943.
Iwan Badalka, 1943-1943.
Swetlana Kusnictzowa, 1944-1944.
Elisaweta Alexejewa, 1943-1944.
Viele Säuglinge, noch kein Jahr alt, sind neben den Erwachsenen bestattet.
In der Mitte der Anlage steht ein russisch-orthodoxes Gedenkkreuz.
In der Bahnhofsunterführung in Reichenbach existiert eine Tafel mit der Inschrift:
EHEMALIGES ZWANGSARBEITERLAGER
IN REICHENBACH AN DER
FILS
WÄHREND DER NATIONALSOZIALISTISCHEN GEWALT-
HERRSCHAFT BEFAND SICH VON 1942 BIS 1945
ZWISCHEN DER FILS UND DER BAHNLINIE EIN ARBEITS-
LAGER MIT 600 RUSSISCHEN ZWANGSVERSCHLEPPTEN.
SIE WAREN ÜBERWIEGEND IN DEN WERKSTÄTTEN DER
DAMALIGEN DEUTSCHEN REICHSBAHN EINGESETZT.
39 LAGERINSASSEN, DARUNTER
24 KLEINSTKINDER
ÜBERLEBTEN DIE STRAPAZEN NICHT. IHRE GRABSTÄT-
TEN SIND AUF EINEM EIGENEN KLEINEN FRIEDHOF AN
DER
FILSSTRASSE UND AUF DEM FRIEDHOF DER GEMEINDE.
GEMEINDE REICHENBACH AN DER FILS
Inzwischen geht man davon aus, dass deutlich mehr als 1000 Zwangsarbeiter in Reichenbach waren. Man schätzt etwa 1800.
Kommentar schreiben
Bernhard (Dienstag, 23 November 2021 21:11)
Einfach nur traurig, liebe Traudi :-(
LG Bernhard
Elke (Mainzauber) (Donnerstag, 25 November 2021 18:21)
Liebe Traudi,
so etwas zu lesen, macht mich immer traurig, auch wütend. Und es ist vor allem der Gedanke, dass solche Dinge nicht nur einmal vorkamen und überall auf der Welt irgendwie immer noch vorkommen. Der Mensch ist - moralisch betrachtet - eindeutig eine Fehlkonstruktion.
Herzliche Grüße – Elke
Gudrun (Donnerstag, 25 November 2021 19:21)
Mich macht so etwas sehr traurig.
Solche Gräber gibt es hier auch. Zwangsarbeiter mussten in den Tagebauen und anderswo schuften. Meine Freundin hat sich viel mit den Menschen beschäftigt, die hier begraben waren. Sie ist ins sächsische Staatsarchiv und anderswo hingefahren und hat recherchiert, hat Botschaften und Bürgerämter angeschrieben, um Angehörige zu finden. Sie wollte den Familien Trost und den Verstorbenen Würde geben. Meine Freundin ist inzwischen verstorben. Ich hoffe, dass jemand aus dem Geschichtsverein das vortsetzt.
Liebe Traudi, ich schick dir liebe Grüße
Traude Rostrose (Samstag, 27 November 2021 14:36)
Liebe Traudi,
ja, das sind Erinnerungen an furchtbare Zeiten. Ich hoffe nur, dass solche Zeiten nie mehr wiederkehren... ganz sicher bin ich mir allerdings nicht, wenn ich so einen Blick auf die Menschheit werfe...
Schönes Wochenende und einen angenehmen ersten Advent
aus dem verschneiten Rostrosenhausen
von der frischgebackenen Oma Traude
https://rostrose.blogspot.com/2021/11/mit-tina-und-goga-durch-wien-teil-2.html
Träumerle Kerstin (Montag, 29 November 2021 18:54)
So was macht einen immer betroffen und man stellt sich vor, wie schlimm es für die Eltern und Angehörigen war. Ich frage mich immer wieder, wie man Kinder quälen kann, hungern lassen kann, wie man so ohne Mitgefühl sein kann. Sei es in den Kriegen oder auch heute noch, es sind Kinder!
Liebe Grüße von Kerstin.
Rosi (Samstag, 04 Dezember 2021 01:03)
es ist so furchtbar
auch dass die Kinder nicht überleben konnten
es war ja schon fast Kriegsende
leider hat die Menschheit nichts.. oder nicht viel dazugelernt :(
liebe Grüße
Rosi
Oksana (Dienstag, 13 Juni 2023 00:09)
Молитва за жертв голодоморів, репресій і воєн
Пом’яни, Господи, всіх жертв голодоморів, репресій і воєн, усіх, що полягли за волю Батьківщини , за ім’я Господнє, замучених і убієнних од віку і всіх, за кого нема кому помолитися. Прости їм усі гріхи їх вільні й невільні, даруй їм Царство Твоє Небесне і причастя вічних Твоїх благ і сотвори їм вічную пам’ять.
Traudi (Dienstag, 13 Juni 2023 10:31)
Übersetzung des Kommentars von Oksana:
"Gebet für die Opfer von Hungersnöten, Repressionen und Kriegen.
Erinnert euch, Herr, an alle Opfer von Hungersnöten, Repressionen und Kriegen, an alle, die für den Willen des Vaterlandes gestorben sind, für den Namen des Herrn, gefoltert und getötet aus dem Alter und für alle, für die es niemanden gibt, zu beten. Vergib ihnen alle ihre Sünden frei und unfrei, gib ihnen Dein himmlisches Königreich und die Gemeinschaft Deiner ewigen Segnungen und mache sie zur ewigen Erinnerung."