Ich habe euch ja schon angekündigt, dass ich diese Stadt noch näher kennenlernen möchte und ich nochmal dahin fahre. Sie bietet so viel Interessantes und Sehenswertes.
Als ich vor Jahren dort war, habe ich von der Stadt wenig, eigentlich gar nichts gesehen, weil ich die Felsenkirche Sankt Salvator besucht habe, die sich am Stadtrand befindet.
Vor kurzem habe ich ja schon die Johanneskirche und das Heilig-Kreuz-Münster vorgestellt.
Heute geht es quer durch die Stadt.
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Bei meinem letzten Stadtrundgang gab es schon Fotos vom Marienbrunnen, der auf dem Marktplatz steht Diesmal habe ich ihn mir genauer angesehen.
Er ist etwa 350 Jahre alt.
Die Heilige Maria ist dargestellt mit zwei Seiten.
Die Vorderseite zeigt Maria mit ihrem Sohn Jesus auf dem Arm. Sie trägt die Haare offen. Rechts und links von ihr sieht man zwei Engel. Der linke Engel steht auf dem Kopf. Warum?
Die Rückseite stellt die Jungfrau Maria dar. Sie hat geflochtene Haare. Auf der Weltkugel, auf der sie steht, tritt sie mit ihrem Fuß auf eine Schlange, was bedeutet, dass sie das Böse auf der Welt zertritt.
Außen an dem Brunnen sind 10 verschiedene Wappen von reichen Familien aus Schwäbisch Gmünd angebracht.
Die Stadt war vor 1350 von einer Stadtmauer umgeben und besaß insgesamt 24 Türme und Halbtürme.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde dieser Mauerring bis auf wenige Reste abgebrochen. Es blieben noch 6 Türme stehen.
Der Schmiedturm ist ein Torturm in der äußeren Stadtmauer vor 1350 (Höhe 32 m).
Das obere Turmgeschoss mit der ehemaligen Türmerwohnung wurde vermutlich 1498 aufgesetzt.
Auf der Wappentafel sind die städtischen Wappen zu sehen.
Der Wasserturm stand vor 1350 in der äußeren Stadtmauer (Höhe 26,80 m).
Durch eine Bogenöffnung unter dem Turm floss der Höferlesbach in die Stadt hinein.
1980/81 wurde er von der „Katholischen Studierenden Jugend“ ausgebaut.
Dach Dachwerk stammt von 1409 und 1489.
Der Rindenbacher Torturm befand sich an der äußeren Stadtmauer.
Er ist 35,50 m hoch.
Die hellen Steine an der Fassade stammen aus der Belagerung von 1546 (Schmalkaldischer Krieg). Es sind Einschläge durch Kanonenkugeln.
Der Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1420
Der Turm wurde 1997-1999 renoviert.
Der Fünfknopf-Turm ist ein ehemaliger Wehrturm in der äußeren Stadtmauer. Er ist 27 m hoch.
Bis 1918 war er mit Brandwächtern besetzt, danach wurde er als Wohnturm genutzt.
Der Turm markiert in der Reichsstadtzeit bis 1802 die westliche Stadtgrenze an der dortigen Stadtmauer. Die äußere Schale des Turms bilden Buckelquadern mit Zangenlöchern, während große Teile des Innengerüsts und des Dachstuhls aus der Erbauungszeit von 1423-1425 stammen. Die Dacherker sind aus dem 16. Jahrhundert.
Es folgten Renovierungen in den Jahren 1933 und 1960/70.
Mit seinen fünf Kugeln auf dem Dach (die Schwaben sagen zu Kugeln Knöpfe) dient der Turm heute als Aussichtsturm.
Der Königsturm ist mit seinen 40 Metern der größte Stadt-Turm.
Er wurde im 14. Jahrhundert gebaut und stand in der äußeren Stadtmauer.
Der Königsturm hat eine rote Fassade an der Nordseite, die früher mit Ochsenblut angemalt wurde. Die Südfassade ist rund.
Im Untergeschoss – man kann auch Keller dazu sagen – war ein Gefängnis.
Zur Zeit der Hexenprozesse wurden in das Verlies Frauen eingesperrt. Zu diesem finsteren Loch gab es nur einen einzigen Zugang und das war eine runde Öffnung in der Mitte vom Raum. Man kann eine Jahreszahl „1660“ erkennen, die wohl eine Frau, eine angebliche Hexe, eingeritzt hat.
Da im Jahr 1569 der Königsturm stellenweise abgebrochen war, vermutet man, dass die Beschädigungen von den Belagerungen von 1546 (Schmalkaldischer Krieg) stammen.
So, nun haben wir unseren Turm-Rundgang beendet.
Es gibt noch einen Faulturm, der ist mir leider "entgangen".
Nächstes Mal gehen wir in den Stadtgarten. Ihr könnt gespannt sein, denn da gibt es viel zu sehen.
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Ocean (Dienstag, 07 September 2021 10:49)
Liebe Traudi,
hab Dank für diesen überaus informativen und spannenden Turmrundgang und die schönen Aufnahmen! Was das Gefängnis und die eingeritzte Jahreszahl angeht, da bekomme ich Gänsehaut .. wenn man sich das so vorstellt, wie die Frau vor über 400 Jahren dort eingesessen ist, verzweifelt war ..das war ihr Gegenwartsmoment, so wie jetzt der unsrige ..
Ich hätte, bei aller Faszination für das Mittelalter und die Vergangenheit, damals auch nicht leben wollen.
Schön auch das symbolträchtige Bild der Maria, die das Böse in Gestalt der Schlange zertritt.
Liebe Grüße zu dir :)
Ocean
Harald (Dienstag, 07 September 2021 17:31)
Liebe Traudi,
schön, was du hier wieder zeigst. Ich wundere mich immer wieder was in Vorzeiten gebaut wurde. Die Türme hatten ja alle einen Zweck zu erfüllen. Bemerkenswert sind die angebrachten Wappen. Waren das die Sponsoren der damaligen Zeit?
Ich möchte mich ganz besonders bei dir für deine Arbeit bedanken die du für deine Berichte aufwendest damit wir beim Lesen bemerkenswertes erfahren.
Liebe Grüße und einen schönen Abend.
Harald
Traude Rostrose (Mittwoch, 08 September 2021 23:25)
Liebe Traudi,
Schwäbisch Gmünd scheint eindeutig mehr als nur einen Besuch wert zu sein. Ich bin sehr angetan von all dem Schönen, das du uns von dieser Stadt zeigst!
Ich schicke dir ganz herzliche rostrosige Grüße,
Traude
https://rostrose.blogspot.com/2021/09/ausflug-in-die-johannesbachklamm.html