Da wohne ich schon 60 Jahre im Esslinger Raum und noch nie habe ich etwas von einem Jagdhundefriedhof, der sich im Esslinger Stadtwald befindet, gehört. Zufällig las ich davon und Ihr könnt euch denken, dass dieser ganz vorne auf meine Da-will-ich-hin-Liste kam.
Der Hundefriedhof befindet sich an einer Kreuzung im Wald zwischen Aichwald-Lobenrot.
Dort stehen 13 angeordnete, kleine Steinquader aus Sandstein, umgeben von über einhundert Jahre alten nordamerikanischen Douglasien, Roteichen und Thujen.
Was hier so unscheinbar liegt, ist einer der ältesten Tierfriedhöfe Europas. Angelegt wurde er von Forstwart Friedrich Wilhelm Hohl (1869-1932), der 1896 unter dem württembergischen König Wilhelm
II. seinen Dienst im Forstrevier Lobenrot antrat und bis zu seinem Tod dort tätig war. Förster Hohl und seine Nachfolger haben dort bis in die 1970er Jahre ihre Jagdhunde begraben, wovon bis
heute die Grabsteine zeugen, die aus kleinen Grenzsteinen gearbeitet wurden.
Die ältesten Gräber stammen, den Inschriften nach, von „Wolle“ und „Lisel“, die 1896 bzw. 1907 geboren und beide 1912 begraben wurden. Die Lobenroter Hundegräber sind damit nur 13 Jahre jünger
als der älteste Tierfriedhof Europas, der „Cimetière des chiens“ von 1899 in Asnières -sur-Seine bei Paris.
Die Grabsteine verraten aber noch mehr. Friedrich Hohl hielt immer mehrere Hunde gleichzeitig. Üblich war neben dem obligatorischen Försterdackel, mit dem die Jagd auf Fuchs und Dachs betrieben
wurde, oft ein größerer Vorstehhund für die Jagd auf Hase und Rebhuhn. Die größeren Hunde hatten zu dieser Zeit aber auch die Aufgabe den Forstbeamten bei Auseinandersetzungen mit Wilderern und
Holzdieben zu schützen. Zu Lebzeiten von Förster Hohl ein durchaus realistisches Berufsrisiko. So wurde 1913 der Forstanwärter Wilhelm Klingler aus Plattenhardt am Betzenberg von zwei Wilderern
erst angeschossen und dann erschlagen. 1919 kam Forstwart Friedrich Stotz im Schurwald bei Hegenlohe bei einem Schusswechsel ums Leben.
Hierüber habe ich schon berichtet (runterscrollen).
Seit den 1980er Jahren gehört der ehemals königliche Wald der Stadt Esslingen.
Seitdem kümmern sich die Förster der früheren Reichsstadt um die letzte Ruhestätte der königlichen Jagdhunde.
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Harald (Freitag, 02 Juli 2021 18:06)
Von einem Jagdhundefriedhof habe ich vorher auch noch nichts gehört. Es zeigt aber wie sehr der Förster mit seinen Hunden verbunden war.
Bernhard (Freitag, 02 Juli 2021 21:28)
Was Du nicht alles entdeckst liebe Traudi :-D
Der Zavelsteinbeitrag ist sehr schon beschrieben und vor allem bebildert ...
LG Bernhard
Kelly (Samstag, 03 Juli 2021 08:00)
Tierfriedhöfe hatten immer meine Aufmerksamkeit, es gibt vieles über den Tod hinaus...
In Bremen-Nord gibt es einen sehr großen Tierfriedhof und auf Norderney ist er unübersehbar, sie machen mir das Herz schwer und doch gibt es liebevolle Erinnerungen.
LG Kelly
Träumerle Kerstin (Montag, 19 Juli 2021 14:00)
Eine Geschichte, die unter die Haut geht. Ja, der Dackel ist des Försters Liebling. Unsere beiden Förster machen da eine Ausnahme, Dackel kommt für sie nicht infrage :-)
Ich weiß nicht, ob es in unserer Nähe so einen Friedhof gibt.
Johnny liegt im Garten, das ist gut so.
Liebe Grüße in die neue Woche von Kerstin.
Rouven (Montag, 19 Februar 2024 18:24)
Ja, so war das mit den Wilderern, das war nicht immer ungefährlich, einer meiner Vorfahren war auf der anderen „Seite“ und wurde am 15.05.1825, um 4:00 Uhr in der Früh, vom königlichen Hofjäger Joseph Berger, im Wald bei Höpfigheim, beim Wildern erschossen.