Beim Durchschauen meiner Fotoalben stieß ich auf Fotos meiner 1990 unternommenen Rundreise durch Nordfrankreich. Sie ging entlang der Küste durch die Normandie und Bretagne.
Von dort fuhren wir ins Landesinnere, um die bekannten Pfarrensembles in Guimiliau, St. Thégonec, Lampaul-Guimiliau und Pleyben zu besichtigen.
Eine Besonderheit in der bretonischen Kirchenbaukunst sind die enclos: Das ist ein umfriedeter Pfarrbezirk, der aus der Kirche, einem Beinhaus (Karner) (ossuaire), einem Kalvarienberg (calvaire) und einer Umfriedungsmauer mit prächtigem, oft römisch inspirierten Triumphtor besteht.
Die meisten enclos sind zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Sie bildeten stets das Zentrum des Ortes und entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Statussymbolen: Jede Gemeinde versuchte, durch prächtigere calvairs, ossuaires, Orgeln und Altäre die Nachbargemeinde zu übertrumpfen.
So beschert uns der im 16. und 17. Jahrhundert aufgekommene Streit zwischen St. Thégonec und Guimiliau zwei der hervorragendsten calvairs der Bretagne.
Leider sind meine Bilder qualitativ nicht gut, weil es damals noch keine Digi-Kameras gab.
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Guimiliau
Der Pfarrhof besteht aus einem monumentalen Torbogen, dem Kalvarienberg von 1581 – 1588, einem der schönsten und berühmtesten der Bretagne und mit mehr als 200 Figuren und einem mittleren Kreuz (siehe Foto oben), dem Karner aus dem Jahr 1648 und der nahen Sakristei von 1683, der Kirche aus dem 17. Jahrhundert mit einem wunderschönen Portal (1606) mit Apostelstatuen an der rechten Seite.
Im vierschiffigen Inneren bewunderten wir ein geschnitztes Taufbecken von 1675 sowie den Orgelkasten mit Reliefs und die Kanzel von 1677. Ebenso die polychromen Altäre aus dem 17. Jahrhundert.
Lampaul-Guimiliau
Gleich im nächsten Ort, in befindet sich ein Pfarrhof, der ebenfalls bewundernswert ist. Er besteht aus einem monumentalen Torbogen mit Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1699, dem Karner aus der Renaissance (1667), dem Kalvarienberg aus dem 17. Jahrhundert mit Kreuzigungsszene, der gotischen Kirche Notre Dame mit Glockenturm von 1573 und rechtem Seitenportal von 1533 mit Apostelstatuen. Im dreischiffigen Inneren konnten wir zahlreiche Holzschnitzereien sehen:
- Die ausdrucksstarke Grablegung (Mise au Tombeau) stammt aus dem Jahr 1676.
- Das achteckige Baldachin-Taufbecken aus dem Jahr 1650 (Fonts baptismaux). Die große Kuppel des Baldachins wird von acht Säulen mit gedrehten Bändern und Lorbeerzweigen gestützt. Auf einer kleinen Arkade sieht man die Taufe Christi und die Statuen der zwölf Apostel.
- und sechs Altäre.
St. Thégonnec
Hier steht eines der großen Pfarrensembles.
Der Triumphbogen stammt aus dem Jahr 1587.
Es befindet sich auch der Karner auf diesem Kirchplatz, der aus dem Jahr 1677 stammt und im Inneren eine bemalte hölzerne Grablegungsgruppe (Mise au Tombeau, 1699 – 1702) zeigt.
In der Mitte des Kirchplatzes befindet sich der Kalvarienberg von 1610 mit Statuetten und einer figurenreicher Kreuzigungsszene. Er erzählt in beeindruckender Weise aus dem Leben und der Passion Christi, ergänzt durch vielfältigste Szenen und Geschichten, häufig mit Personen, die in der aktuellen Kleidung der damaligen Epoche dargestellt werden.
Gegenüber erhebt sich die Kirche Notre Dame aus dem 16. – 17. Jahrhundert, der rechts ein Glockenturm von 1610 zur Seite gestellt ist. Im Inneren konnten wir u. a. beachtenswerte Holzarbeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die geschnitzte Kanzel aus dem Jahr 1683 und polychrome Altäre sehen.
Pleyben
Auf diesen Pfarrhof kommt man durch das monumentale Tor (1725). Rechts erhebt sich der spätgotische Karner aus dem 16. Jahrhundert.
Der Kalvarienberg stammt aus dem Jahr 1555 und erzählt die Passionsgeschichte Christi. Er wurde aber erst im 18. Jahrhundert mit der vierbogigen Basis in die heutige Form gebracht.
Die Fassade der Kirche Saint Germain aus dem Jahr 1564 besitzt einen Turm, der durch einen Verbindungsgang mit einem achteckigen Turm verbunden ist.
An der rechten Seite erhebt sich der wuchtige Glockenturm aus de, 16. – 17. Jahrhundert mit kuppelartiger Bekrönung und vier kleinen Eckkuppeln.
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Klaus-Dieter (Mittwoch, 21 August 2019 12:18)
wunderschöner Beitrag, liebe Traudi, ich wünsche einen entspannten Tag, Klaus
Brigitte (Mittwoch, 21 August 2019 14:28)
Liebe Traudi, herzlichen Gruß.
Da hast Du einen sehr ausführlich- informativen, interessanten Beitrag erstellt.
Ich konnte alles gut auf den Bildern erkennen.
Der Chor ruft, tschüssi Brigitte.
Ocean (Donnerstag, 22 August 2019 10:44)
Liebe Traudi,
das ist ein hochinteressanter Bericht - ich kenne die Gegend gar nicht, umso spannender ist das für mich. Die Bretagne steht nämlich auch auf meiner Reise-Wunschliste. Tolle Aufnahmen, und auch ich kann alles sehr gut erkennen. Wir haben auch noch viele Fotoalben mit "analogen" Bildern daheim.
Liebe Grüße,
Ocean
Gwen (Freitag, 23 August 2019 01:31)
Ich erkenne die verschnörkelte Fassaden wieder:-)) solche gibt es wirklich in Frankreich.. Das ist das Land für meiner Durchreise nach England gewesen, Schnell durchgefahren und nur einen kurzen Blick geworfen. Meistens habe ich die Bäckereien im Auge gehabt:-)) dort gibt es wunderbares Brot. Die Franchis verstehen viel von der Küche, stimmt? Leider, die Briten dagegen sind sehr komisch und essen viel Blödsinn. Schönes Wochenende!
Morgentau (Montag, 26 August 2019 07:40)
Damit weckst du meine Sehnsucht .... seufz.
Ich wünsch dir eine schöne Woche ...
liebe Grüße,
Andrea
Traude Rostrose (Dienstag, 27 August 2019 11:12)
LIebe Traudi,
das sind prachtvolle Bauwerke! Ich hoffe sehr, dass ich meinen Mann in nicht allzu ferner Zukunft überreden kann, mit mir in diesen Teil Frankreichs zu fahren, denn er interessiert mich schon lange. (Bisher bin ich mit Edi über das Elsass nicht hinausgekommen ;-))
https://rostrose.blogspot.com/2019/08/intensive-augusttage-kleiduberhose-und.html
Träumerle Kerstin (Mittwoch, 28 August 2019 19:53)
Ich war außer einen Tag lang in Paris noch nicht in Frankreich Urlaub machen. Da gibt es ja auch so viele Festungen und Burgen, so viel Geschichte.
Dafür kann ich jetzt bei dir lesen und schauen.
Liebe Grüße von Kerstin.
Björn (Samstag, 31 August 2019 18:00)
Hallo Traudi,
ich finde die Bildqualität richtig gut, in so mancher Bilderleiste ruhen ja noch richtige Schätze aus der prädigitalen Zeit.
Schön, dass Du sie uns gezeigt hast.
Wirklich eine eindrucksvolle Architektur an diesen alten Orten.
Schöne Grüße
Björn