Ein Rundgang im Schopflocher Moor war heute angesagt. Herbstliche Fotos zeigte ich schon vor zwei Jahren, nun kommen sommerliche dazu. Hier könnt Ihr sie anschauen.
Natürlich gibt es auch eine Sage:
Ein armer Wanderbursche hat nämlich dort sein Leben gelassen, weil er dem Rat der Einheimischen nicht folgte.
Eines Tages klopfte es an der Tür des Torfhauses. Die Hofbäuerin ließ den Mann vor der Türe herein und bot ihm ein Nachtlager und Speisen und Getränke an. Doch der Mann wollte noch in dieser Nacht ins Tal hinab.
Er hörte nicht auf die Warnungen der Frau und brach auf. Er lief ins Verderben. Irrlichter im Ried gaukelten ihm vor, dass da noch einer einsam seines nächtlichen Weges dahinziehe. Dabei kam er vom Weg ab und versank in der gurgelnden Tiefe des dampfenden Moores.
Auch der Hans, der Martin und das kleine Liesele sind eines schönen Mainachmittags durchs Ried heraufgewandert, um ihre Tante oben im Moor zu besuchen.
Singend und voll Vorfreude sind sie mit ihrem Körble durch die sumpfige Ebene gelaufen und haben aufgepasst, dass der Gugelhupf darin keinen Schaden nahm.
Der Kaffee bei der Tante hatte allen geschmeckt und langsam wurde es Zeit für den Heimweg, denn draußen dämmerte es bereits.
Eben hatte die Tante ihre Geschichte vom Fremden, der im Moor untergegangen war, beendet. Zur Warnung sollte sie den Kindern dienen.
Vom Moor herüber zogen die ersten Abendnebel, bizarr ragten die knorrigen Äste der alten Föhren zum Himmel. Bedrohlich sah es aus, unheimlich und anziehend zugleich.
Fast waren die Kleinen im sicheren Wald, da meinte Martin: "Ob's wohl wahr ist mit dem Irrlicht? Wir könnten ja mal gucken!"
Und schon gingen die drei zurück und seitwärts zum "großen Brunnen".
Die Seerosen schimmerten ihnen im letzten Abendlicht entgegen, die zarten Blüten verwandelten sich in Nixen. Sie sangen, tanzten und wiegten die Kinder ein, bis sie dem Zauber verfallen waren und mit den Wassergeistern in der Tiefe verschwanden.
Nur das kleine Körble ist am Rande zurückgeblieben, man hat es später gefunden.
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ute42 (Dienstag, 24 Juni 2014 09:41)
Eine traurige Geschichte, die ich noch nicht kannte, obwohl das Schopflocheer Moor immer wieder zu meinen Ausflugszielen zählt. Es ist einfach schön dort.
Waldameise (Dienstag, 24 Juni 2014 19:21)
Wie ich solche Geschichten liebe, liebe Traudi, danke dafür, auch wenn diese hier so düster endet. Aber wer weiß, vielleicht haben sie jetzt da unten in der Tiefe gemeinsam mit den Wassergeistern ein gar herrliches Leben.
Das Moor ist auch im Sommer verlockend, wie ich sehen kann.
Ein lieber Gruß
von der Waldameise
minibar (Mittwoch, 25 Juni 2014 20:37)
Autsch, beim Lesen wurde mir richtig traurig.
Ja, das Moor hat früher viel Unheil gebracht.
Gottlob sind sie heute meist trocken.
Ganz liebe Grüße Bärbel
Ocean (Freitag, 27 Juni 2014 16:28)
Oh, was für eine traurige Geschichte, liebe Traudi .. Gehört hab ich schon von dem Moor, aber selbst war ich noch nicht dort. Was die liebe Waldameise schreibt, gefällt mir, das klingt sehr mutmachend :)
Ich schick dir ganz liebe Grüße,
Ocean
Renate (Samstag, 28 Juni 2014 19:28)
Sagen sind ja so schön schaurig zu lesen.
Ich denke auch, dass die Kinder unten beim Wassergeist und bei den zauberhaften Nixen eine neue Bleibe gefunden haben. Man muss sich halt ein schönes Ende denken und zusammen reimen!
Ja Moore hatten es früher in sich. Es war schon sehr gefährlich, wenn man nicht kundig war.
Und von den Irrlichtern hat man in früher Zeit immer erzählt. ich erinnere mich daran. Auch bei uns in der Steiermark gab es Moore!
Als Kind hat man diesen Geschichten ja ganz besonders gerne gelauscht!
Liebe Grüße, Traudi, und ein schönes Wochenende!
* Renate *
Gwen (Dienstag, 01 Juli 2014 19:14)
romantische story. Weisst du noch :"Halten Sie sich fern von dem Dartmoor" Das ist aus "Der Hund von Baskerville". Wir sind jedes Jahr in Dartmoor für ein Paar Tage. Obwohl von dem Moor fast nichts übrig geblieben ist, man sieht noch die typische Pflanzen.
Michaela (Dienstag, 01 Juli 2014 20:32)
Ich liebe alte Sagen und Legenden... Total schön!
Vielen Dank! Ganz lieben Gruß,
Michaela
Marion Hassold (Dienstag, 02 Mai 2023 20:22)
Gerade sitze ich an einem kleinen Blogartikel über unseren Familien-Ausflug ins Moor. Diese Geschichte habe ich unterwegs ergoogelt und sie den Kindern vorgelesen. Sie fanden sie so spannend! Die obere habe ich dort im Gasthaus gelesen, mich würde interessieren, wo die mit den Kindern ursprünglich herstammt. Gibt es dazu eine Quelle? Ich habe sie im Beitrag verlinkt. Liebe Grüße und danke!